Fahrradstraßen – sicher und entspannt durch Berlin

Von | 15. März 2016

 

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Von Katja Täubert und Kerstin Stark, Initiative Volksentscheid Fahrrad

Nicht umsonst an erster Stelle der Zehn-Ziele-Agenda stehen 350 Kilometer Fahrradstraßen auf Nebenstrecken. Die mindestens fünf Meter breiten Fahrradstraßen werden das Rückgrat des neuen Radfahrnetzes bilden und das Radfahren insbesondere für diejenigen attraktiv machen, die sich auf Hauptstraßen neben dem tosenden Autoverkehr unwohl fühlen. Fahrradstraße bedeutet nicht, dass Autos verboten werden, Anlieger dürfen die Straße weiterhin mit ihrem Auto nutzen. Mit der Einrichtung von Lieferzonen an geeigneten Stellen wird auch der Warenverkehr nicht ausgesperrt, sondern erhält den nötigen Platz, um Einzelhandel und Privathaushalte zu beliefern. Der Radverkehr wird allerdings Vorrang haben. Radfahrende dürfen nebeneinander fahren, die Fahrradstraße soll möglichst Vorfahrt vor kreuzenden Straßen erhalten, und es sollen Maßnahmen ergriffen werden, die den Verkehr verlangsamen und verhindern, dass Fahrradstraßen als Schleichwege von quartierfremden Autofahrern genutzt werden. Die Ausweisung von Fahrradstraßen wird an vielen Stellen ohne größeren Aufwand oder bauliche Veränderungen möglich sein, es bedarf im Wesentlichen einiger Schilder und Markierungen. Das ist schnell gemacht und kostengünstig. Es gibt auch bereits einige Fahrradstraßen, die es teilweise zu verbessern und vor allem in ein zusammenhängendes Netz zu integrieren gilt. Vorrangig geht es also darum, Lücken des bereits existierenden Netzes zu schließen und gute, sichere, abgasarme Strecken quer durch die Stadt und besonders in der Nähe von Schulen zu schaffen.

Mehr Platz und Sicherheit, weniger Konflikte

Auf den Hauptstraßen reduziert sich so auch das Konfliktpotential zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern: Viele Radfahrerinnen und Radfahrer werden die für sie attraktivere Strecke auf den Nebenstraßen nutzen und so den Dichtestress auf den Hauptverkehrsrouten reduzieren. Mit den Fahrradstraßen soll auch für weniger routinierte Radfahrer, Senioren und Kinder die Möglichkeit geschaffen werden, sich flexibel und sicher vor Personen- und Lastkraftwagen und fast frei von Lärm- und Schadstoff-Emissionen fortbewegen zu können. Auf den autoverkehrsberuhigten neuen Fahrradstraßen-Routen können Eltern ihre Schulkinder allein losziehen lassen. Die Elterntaxi-Staus vor Berliner Schulen werden so passé sein. Berufspendler können über Fahrradstraßen zügig und stressfrei von A nach B kommen und auch der an Beliebtheit zunehmende Fahrrad-Tourismus profitiert, wenn Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten entspannt und jenseits der Hauptstraßen erkundet werden können.

Gut für die lokale Wirtschaft, gut für die Umwelt

Fahrradstraße

Flächenaufteilung in einer Fahrradstraße (Grafik: Corinna Fischer)

Weniger motorisierter Durchgangsverkehr lässt die Lebens- und Wohnqualität besonders im Umfeld von Fahrradstraßen steigen. Entgegen des hartnäckigen Gerüchts, dass eine Verkehrsberuhigung zu Umsatzeinbußen der lokalen Wirtschaft führt, ist gerade das Gegenteil der Fall: In Studien belegt ist zum Beispiel, dass Fahrradfahrende insgesamt mehr, weil häufiger einkaufen. Und wer in der Freizeit mit dem Rad unterwegs ist, hält eher mal vor einem Schaufenster als ein Autofahrer. Gerade auch die Gastronomie profitiert, wenn die Umgebung nicht von gesundheitsschädlichem und stressverursachendem Verkehrslärm geprägt, die Luft frischer ist und sich insgesamt mehr Leben auf der Straße abspielt. In Umfragen und mit Blick auf die Situation in führenden Fahrradstädten wie Kopenhagen und Amsterdam zeigt sich, – und das ist in Zeiten des Klimawandels und steigender Feinstaubbelastung mit das wichtigste Argument – dass viele Stadtbewohner gerne häufiger das Auto stehen lassen und auf das Fahrrad steigen würden. Die schlechte und unsichere Infrastruktur hindert sie aber noch daran.

Unser Fahrradstraßennetz ändert diesen Zustand und wird so dazu führen, dass immer mehr Berliner und Berlinerinnen häufiger auf das Fahrrad steigen und so dazu beitragen, die Lebens-und Aufenthaltsqualität in der ganzen Stadt zu erhöhen und einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten.


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